Keto verstehen: Von der Standardform bis zu vegetarischen und ayurvedischen Wegen

Was ist Keto überhaupt?

Die ketogene Ernährung – kurz Keto – ist eine spezielle Ernährungsform, bei der die Makronährstoffe ungewöhnlich verteilt sind: sehr wenige Kohlenhydrate, viel Fett, moderates Eiweiß. Das Ziel ist, den Stoffwechsel in die sogenannte Ketose zu versetzen. Dabei sinkt der Insulinspiegel, die Leber produziert Ketonkörper (Acetoacetat, β-Hydroxybutyrat, Aceton) und der Körper nutzt diese statt Glukose als Hauptenergiequelle.

Ursprünglich wurde Keto in der Medizin entwickelt, insbesondere zur Behandlung bestimmter Formen von Epilepsie. Heute wird es vielfach auch zur Gewichtsreduktion oder als Stoffwechselstrategie eingesetzt.

Geht Keto auch vegetarisch?

Klassische Keto-Pläne enthalten viel Fleisch und Fisch. Doch die Frage liegt nahe: Kann man Keto vegetarisch leben?

Ja – es geht. Vegetarier:innen greifen auf andere Eiweiß- und Fettquellen zurück:

  • Eiweiß: Eier, Käse, Quark, Joghurt, Tofu, Tempeh, Seitan.

  • Fette: Olivenöl, Avocado, Nüsse, Samen, Ghee oder Butter.

  • Gemüse: Brokkoli, Zucchini, Spinat, Gurken, Pilze – alles, was wenig Stärke enthält.

Die Herausforderung liegt darin, eine ausreichende Nährstoffversorgung sicherzustellen. Vor allem Vitamin B12, Eisen, Omega-3-Fettsäuren und Zink müssen gezielt eingeplant werden. Bei veganer Keto wird dies noch anspruchsvoller, da viele Proteinquellen gleichzeitig kohlenhydratreich sind.

Funktional verbinden: Keto & Ayurveda

„Goldene Kurkuma-Suppe mit Ghee, Kreuzkümmel, Kardamom und Korianderblättern in einer Schale“ Bildunterschrift: Ayurveda trifft Keto: eine wärmende Kurkuma-Suppe mit Ghee und Gewürzen.

Ayurveda betrachtet Ernährung nicht in Gramm und Makros, sondern nach Konstitution (Doshas), Verdauungsfeuer (Agni) und Verträglichkeit. Eine strikte, kalte und trockene Keto-Variante widerspricht oft diesem Ansatz. Doch eine sanft interpretierte Form kann erstaunlich gut passen.

  • Gewürze als Brücke: Ingwer, Kreuzkümmel, Koriander, Kurkuma und Kardamom fördern die Verdauung und harmonisieren eine ansonsten fettreiche Ernährung.

  • Zubereitung: Warm, gekocht, leicht verdaulich – anstelle von kalten „Fettbomben“.

  • Balance: Aus ayurvedischer Sicht sollte Keto nicht austrocknend wirken. Gemüse, Suppen und Ghee helfen, Vata nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

So kann eine vegetarische Low-Carb-Variante, die ayurvedische Prinzipien berücksichtigt, durchaus funktional sein: weniger Kohlenhydrate, aber trotzdem warm, bekömmlich und konstitutionell angepasst.

Teststreifen & Insulin – wie kontrolliert man Ketose?

Viele nutzen Urin-Teststreifen, die Acetoacetat nachweisen. Sie zeigen Werte zwischen „trace“ (gering) und „large“ (hoch, z. B. 80–160 mg/dL). Doch diese Messungen sind nur eingeschränkt zuverlässig: Trinkmenge, Anpassung des Körpers und Tageszeit beeinflussen die Farbe stark.

  • Ein hoher Wert (z. B. 90 mg/dL) ist kein Ziel – er sagt nicht, dass die Ketose „besser“ ist. Manchmal weist er sogar auf Dehydrierung hin.

  • Sinnvoller ist die Blutmessung von β-Hydroxybutyrat, bei der ein Bereich von 0,5–3,0 mmol/L als „ernährungsbedingte Ketose“ gilt.

Der Mechanismus dahinter: weniger Kohlenhydrate → weniger Glukose im Blut → Insulinspiegel sinkt → Fettreserven werden mobilisiert → Ketone steigen. Für Menschen mit Diabetes gelten jedoch spezielle Regeln. Besonders Typ-1-Diabetiker:innen müssen erhöhte Ketone ernst nehmen, da eine Ketoazidose lebensgefährlich sein kann.

Ist Keto für jeden sinnvoll?

Nein. Keto ist kein Universalrezept. Es eignet sich in bestimmten Fällen gut, ist aber nicht für alle Menschen ideal.

Geeignet (unter professioneller Begleitung):

  • Menschen mit Übergewicht, die kontrolliert abnehmen wollen.

  • Patient:innen mit Insulinresistenz oder Prädiabetes.

  • Epilepsie-Patient:innen (medizinische Indikation).

Nicht geeignet oder nur unter strenger Aufsicht:

  • Schwangere und Stillende.

  • Kinder ohne medizinischen Grund.

  • Menschen mit Leber- oder Nierenerkrankungen.

  • Personen mit Essstörungen.

  • Menschen mit Diabetes, insbesondere unter SGLT2-Hemmern, wegen erhöhtem Risiko einer euglykämischen Ketoazidose.

Kurz gesagt: Keto ist ein Werkzeug, kein Allheilmittel. Für manche kann es sehr hilfreich sein, für andere riskant.

Fazit

Keto heißt: Stoffwechsel neu programmieren – weniger Kohlenhydrate, mehr Fett, moderate Proteine. Klassisch fleischlastig, funktioniert es auch vegetarisch – wenn man sorgfältig plant. Ayurveda kann als sanfte Ergänzung dienen: mit warmen Speisen, verdauungsfördernden Gewürzen und dem Blick auf das persönliche Gleichgewicht.

Doch: Keto ist nicht für alle geeignet. Wer es ausprobiert, sollte die eigene Konstitution, die medizinische Situation und die persönliche Verträglichkeit im Blick behalten. Und statt „möglichst hohe Teststreifen-Werte“ zu jagen, zählt am Ende: gutes Befinden, stabile Blutwerte und eine Ernährung, die man langfristig durchhalten kann.

Eine interessante Reihe auf You Tube – Videos von Dr Sten Egberk – Before starting Keto


Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Laden Sie mich doch auf einen virtuellen Kaffee ein ☕ – als kleine Motivation für weitere Beiträge.

© Mensch und KI im Spiegel der Zeit 2025

Nach oben scrollen